
Bruno Johnson und Trevor Cullen erklären, wie das erste zertifizierte KNX IoT-Produkt – ein Umweltsensor – zur Überwachung der Raumluftqualität (IAQ) in einem Schönheitssalon eingesetzt werden kann, wie es gesetzlich vorgeschrieben ist.
Schönheitssalons leiden häufig unter schlechter Raumluftqualität. In der Luft befindliche Schadstoffe aus flüchtigen organischen Verbindungen (VOC), wie Wasserstoffperoxid in Bleichmitteln, Aceton oder Dihydroxyaceton (DHA) – alle enthalten in Kosmetikprodukten – können sowohl für Mitarbeitende als auch für Kunden ein Risiko darstellen. Das Vereinigte Königreich und die EU haben Vorschriften zu solchen gefährlichen Stoffen, die Arbeitgeber dazu verpflichten, Risiken zu bewerten, Expositionen zu verhindern oder zu kontrollieren und Mitarbeitenden Informationen, Anweisungen und Schulungen bereitzustellen. Darüber hinaus wird die EU-Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden (EPBD) bald verlangen, dass alle gewerblichen Gebäude die Raumluftqualität überwachen.
Um die Risiken zu bewerten, übermäßige Belastung zu verhindern und Schulungsmaßnahmen zu unterstützen, half das Kommunikationsunternehmen Cascoda dem Distributor Innovelec bei der Installation eines Cascoda-Umweltsensors zur Überwachung der IAQ in einem Schönheitssalon namens Diffusion in Berkhamsted, Hertfordshire, UK.
Dies ist jedoch kein gewöhnlicher Sensor. Es handelt sich um das erste zertifizierte KNX IoT-Produkt.

KNX IoT
KNX IoT verwendet das Internetprotokoll (IP) als Kommunikationsmedium und ist rückwärtskompatibel mit dem klassischen KNX Twisted Pair (TP). Cascoda hat daher KNX IoT auf seiner zertifizierten drahtlosen Thread-Technologie implementiert. Thread ist ein stromsparendes, drahtloses Mesh-Netzwerk, das große Bereiche abdecken und Dutzende Geräte unterstützen kann. Weitere Vorteile von Thread sind extrem niedriger Energieverbrauch und Unterstützung für Schlafmodi.
Planung und Konzeption
Der Cascoda KNX IoT-Umweltsensor misst Umweltparameter wie Raumtemperatur, relative Luftfeuchtigkeit, CO₂, Luftdruck und VOC-Index. Diese Parameter liefern ein gutes Gesamtbild darüber, ob ein Raum als sicher gilt.
Das Gerät ist batteriebetrieben und benötigt daher keine Kabel für die Installation. Somit ist bei der Systemplanung nur die Positionierung des Sensors relevant. Der ideale Ort ist in Atemhöhe, entfernt von Fenstern, Türen oder Lüftungsöffnungen, nicht in unmittelbarer Nähe von Arbeitsplätzen und möglichst nah an Lagerorten gefährlicher Flüssigkeiten (zur Erkennung von Leckagen).
Installation und Betrieb
Nachdem ein geeigneter Standort gefunden wurde, dauerte die Installation lediglich 10 Minuten, plus 15 Minuten zur Konfiguration. Da kein Bohren oder Verdrahten erforderlich war, verlief die Installation störungsfrei und konnte während des laufenden Geschäftsbetriebs durchgeführt werden.
Lokale Rückmeldung
Die Umweltdaten werden auf einem lokalen Display angezeigt, das zusätzlich mit „Smiley“-Symbolen signalisiert, ob die Werte im sicheren, grenzwertigen oder schlechten Bereich liegen.

Fernüberwachung
Der Sensor ist drahtlos mit dem Cascoda KNX IoT Hub verbunden, welcher eine cloudbasierte Datenweiterleitung via MQTT nutzt. Der MQTT-Proxy des Hubs übersetzt die KNX IoT-Daten des Sensors und sendet sie an einen lokalen oder Cloud-Server. Diese Daten lassen sich dann auf PCs oder Apps visualisieren.

Das System wird mit ETS6.3 konfiguriert. Die Datenpunkte des Sensors sind über Group Addresses mit den Datenpunkten des MQTT-Servers verbunden. Für die Konfiguration des MQTT-Proxys müssen Verbindungsdaten und Anmeldedaten eines MQTT-Brokers angegeben werden. In diesem Fall kam die Cloud-basierte Plattform HiveMQ zum Einsatz.

Um die Messwerte zu empfangen, kann ein MQTT-Client verwendet werden. Das bedeutet, dass die Sensordaten einfach in bestehende Systeme integriert werden können. Für die Darstellung in Echtzeit hat Cascoda einen MQTT-Client – auch bekannt als Dashboard – entwickelt.

Vorteile des Systems
Der Einsatz eines KNX IoT-Systems brachte in diesem Projekt viele Vorteile gegenüber drahtgebundenen Systemen mit sich: Schnellere Installation durch den Einsatz drahtloser Protokolle. Geringere Installationskosten dank Wegfall von Verkabelung. Minimalinvasiver Einbau – perfekt für belebte Umgebungen wie Salons.
Ideal für Nachrüstungen in bestehenden Gebäuden, wo neue Kabel schwierig oder teuer zu verlegen sind. Zusätzlich ermöglicht IP-Konnektivität eine native Integration in Smart Systems, eine Cloud-Anbindung für bessere Datenverarbeitung sowi
Dashboards zur Visualisierung und Alarmierung. Die bereitgestellte Analyse hilft, Ineffizienzen zu erkennen und fundierte Entscheidungen zu treffen.
Das System erfüllt die Anforderungen der EPBD und der Nachrüstpflicht. EPBD verpflichtet künftig zur Überwachung der IAQ in Gebäuden, und bis 2030 müssen viele Bestandsgebäude entsprechend nachgerüstet sein.
Fazit
Diese IAQ-Lösung für den Schönheitssalon besteht aus KNX IoT-Geräten zur Erfassung der Raumluftqualität und einem KNX IoT Hub, der die Daten an einen Cloud-Server weiterleitet. Das System läuft seit Ende Mai 2025.
Der Kunde war überrascht, wie schnell die Installation erfolgte und dass der Salonbetrieb nicht unterbrochen werden musste. Nach kurzer Eingewöhnung mit dem Dashboard erkannte man Prozesse, die zu VOC- und CO₂-Spitzen führten, und begann, Gegenmaßnahmen umzusetzen. Mitarbeitende berichten inzwischen über weniger Müdigkeit und Kopfschmerzen – besonders am Nachmittag.
Langfristig wird die Datenerfassung belegen, dass der Salon die aktuellen und zukünftigen Sicherheitsrichtlinien erfüllt. Vor allem aber gibt das System dem Betreiber die Möglichkeit, die Luftqualität nachhaltig zu verbessern – zugunsten der Gesundheit von Mitarbeitenden und Zufriedenheit der Kundschaft.
Geräteübersicht
Cascoda KNX IoT Environment Sensor
HiveMQ cloud-based MQTT platform
Bruno Johnson ist CEO von Cascoda Limited, einem Unternehmen für Kommunikationslösungen im KNX IoT-Bereich. Trevor Cullen ist Geschäftsführer von Innovelec, einem Elektronik-Distributor mit Schwerpunkt auf individuellen Projektlösungen.