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Interview: Joost Demarest und Jesus Arias über die Vorteile von KNX IoTech

Die jüngste KNX IoT Keynote-Veranstaltung gab mit einem Überblick über die Technologie und ihre Anwendungsmöglichkeiten den Startschuss für die offizielle Einführung von KNX IoTech. Im Vorfeld des KNX IoT Gipfels am 3. Mai 2022, auf dem die Technologie noch weiter vertieft werden soll, fasst Joost Demarest, CTO bei KNX Association, zusammen, was KNXIoTech ist und welche Vorteile es bietet, während Jesus Arias, Membership & Business Development Manager bei KNX Association, die erste Implementierung beschreibt.

KNXtoday an Joost Demarest: Was ist KNX IoTech und was sind seine Ziele?

JD: KNX IoTech ist ein Sammelbegriff für alternative Wege zur Erstellung von KNX IP Lösungen, sei es hardware- oder softwarebasiert. Es stimmt, dass es solche Lösungen bereits gibt, aber sie sind meist herstellerspezifisch und erfordern spezifische KNX-Kenntnisse des Entwicklers, um die Lösung zu erstellen.

Joost Demarest, CTO bei KNX Association.

KNX IoTech hat drei Hauptziele:

• Sicherstellen, dass alle Hersteller über eine gemeinsame API mit KNX-Anlagen kommunizieren. Die gemeinsame API wird „3rd Party KNX IoT API“ genannt.

• Sicherstellen, dass mit dieser gemeinsamen API Standard-IP-Protokolle (http) und gängige IT-Sicherheitsmechanismen verwendet werden und nicht das KNX-spezifische KNX Secure.

• Ermöglicht die Nutzung anderer IPv6-Netze, z.B. Thread, als Kommunikationsnetze für die KNX-Kommunikation, auch unter Verwendung von Standard-IP-Protokollen, einschließlich CoAp (Constrained Application Protocol). Dies wird „KNX IoT Point API“ genannt.

Der Vorteil für den Anwender ist eine schnellere Entwicklung von KNX IP Lösungen – und damit mehr KNX-Lösungen.

KNXtoday: Was ist der Unterschied zwischen der 3rd Party KNX IoT API und anderen Konnektivitätsstandards für die Hausautomatisierung wie z. B. Matter?

JD: Matter wird keine mit der 3rd Party KNX IoT API vergleichbare Lösung anbieten. Matter wird eine Lösung anbieten, die mit der KNX IoT Point API vergleichbar ist. Allerdings enthält die Point API bereits die üblichen Mechanismen für eine standardisierte Konfiguration solcher Geräte mit ETS. Die Point API-Geräte werden also sofort in der Lage sein, die umfangreichen standardisierten Anwendungsprofile zu nutzen, die in den mehr als drei Jahrzehnten des Bestehens von KNX entwickelt wurden, sei es im Haus oder in anderen Gebäuden.

Es ist nicht beabsichtigt, dass KNX IoTech bestehende KNX IP Lösungen überflüssig macht. KNX IoTech bietet lediglich mehr technische Möglichkeiten, um KNX IP Lösungen zu realisieren. Durch die KNX IoT 3rd Party API wird es einfacher, Schnittstellen zu anderen Systemen, z. B. zu Matter, herzustellen. Und dadurch, dass Matter und Point API auf denselben Standard-IP-Protokollen basieren, wird diese Anbindung auch viel einfacher.

KNXtoday: Wie kann ETS von KNX IoTech profitieren?

JD: Eines der Hauptthemen im Rahmen des KNX IoTech-Projekts ist die Semantik: Laienhaft ausgedrückt geht es darum, den Daten eine Bedeutung zu verleihen, damit sie von Maschinen leichter interpretiert werden können. Eine solche Maschine könnte die ETS während der Projektplanungs- und Entwurfsphase sein. Wenn die Hersteller ihren Produktdaten diese zusätzlichen semantischen Daten hinzufügen, indem sie einfach die Gebäudefunktionen auswählen, die man in einer Wohnung oder einem Gebäude realisieren möchte, könnte man bereits ein rudimentäres ETS-Projekt erstellen, sogar in externen Werkzeugen. Außerdem könnte die ETS diese semantischen Daten nutzen, um eine schnellere Verknüpfung zwischen ähnlichen Funktionen verschiedener Produkte von unterschiedlichen Herstellern zu gewährleisten.

Weitere Informationen finden Sie unter www.knx-iotech.org.

KNXtoday an Jesus Arias: Was gibt es Neues über die erste KNX IoTech Lösung?

JA: Dank der Bemühungen von zwei unserer KNX-Mitglieder, nämlich Schneider Electric und Simlab, die hart daran gearbeitet haben, die erste gemeinsame KNX IoT 3rd Party Lösung auf den Markt zu bringen, ist ein Traum wahr geworden: eine Digital Twin-Immobilie auf der Basis von KNX.

Jesus Arias, Membership & Business Development Manager bei KNX Association.

Die Simlab SIM-ON Lösung erstellt einen Digital Twin, d. h. ein Werkzeug, das sowohl die physische als auch die digitale Welt einer bestehenden Immobilie integriert, die zuvor mit Matterport – einem 3D-Scan-Werkzeug für Smartphones – gescannt wurde. Sie fügt eine Ebene der Verwaltung und der Informationen über die KNX-Anlage hinzu. Der Einrichtungsprozess ist schnell und einfach, unter anderem dank des KNX IoT 3rd Party API Servers, der von Schneider Wiser für KNX angeboten wird. Diese Kombination ergibt eine hervorragende Lösung, die in der intelligenten Haus- und Gebäudebranche ihresgleichen sucht. Eine Visualisierung mit voller Kontrolle über die KNX-Anlage kann in wenigen Minuten eingerichtet werden, und das in höchster Qualität und hervorragender Ästhetik.

KNXtoday: Können Sie näher erläutern, wie dies erreicht wurde?

JA: Um diese Lösung zu schaffen, müssen wir die beiden Teile betrachten, die in einer KNX IoT 3rd Party API verwendet werden, nämlich den Server und den Client.

Für den KNX IoT 3rd Party API-Server ist der Schneider Electric Wiser für KNX ein Server, der bereits seit einigen Jahren auf dem Markt ist und eine Umgebung für die Erstellung von Visualisierungen, die Entwicklung von Logik und andere serverbezogene Funktionen bietet. Er ist der erste Server, der die KNX IoT 3rd Party API Server-Funktionalität bietet. Dank dieser Funktion kann Schneider Electric eigene Software-Clients erstellen, um mit dem Server zu kommunizieren. Dabei wird die fortschrittlichste KNX-Technologie verwendet, die bis heute entwickelt wurde, nämlich eine standardisierte API. Darüber hinaus kann der Hersteller den KNX IoT 3rd Party API Server für Dritte öffnen und so eine beispiellose Zusammenarbeit zwischen den KNX-Mitgliedern ermöglichen, die von den Vorteilen einer standardisierten Lösung profitieren können, was zu schnelleren Entwicklungen und einer reibungsloseren Integration führt und damit die Entwicklungskosten senkt.

Für den KNX IoT 3rd Party API Client besteht die SIMLAB SIM-ON Softwarelösung aus einer Visualisierungsumgebung, die auf einer 3D-Rekonstruktion der Immobilie basiert. Dieses Modell fügt eine Interaktionsebene mit dem Anwender hinzu, wie z. B. die Speicherung von Informationen über Vermögenswerte, wie Rechnungen und Handbücher, oder die Steuerung der vorhandenen Systeme. Dank der KNX IoT 3rd Party API-Technologie war SIMLAB in der Lage, in Rekordzeit Konnektivität zu KNX-Anlagen hinzuzufügen, was eine neue Dimension der Kontrolle und Interaktion freigab. Diese Abstraktion von den KNX-spezifischen Kenntnissen führte dazu, dass weniger Schulungen erforderlich waren, was die Investitionen reduzierte und die Markteinführung beschleunigte.

Weitere Informationen finden Sie in der Fallstudie KNX IoT: Digital Twin property

KNX IoT Summit

Der KNX IoT Summit findet am 3. Mai zwischen 09:00 und 12:00 Uhr (GMT+2) statt. Eine Liste der Referenten, die wichtigsten Termine und die Möglichkeit zur Anmeldung finden Sie hier.

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