Yasmin Hashmi wirft einen Blick auf die Ursprünge von KNX, seine Grundwerte und seine Meilensteine in den letzten 35 Jahren.
KNX wird 35 Jahre alt. Dieser weltweite Standard für die Gebäudesteuerung, der von einer Handvoll visionärer europäischer Hersteller ins Leben gerufen wurde, hat heute über 500 Mitglieder, die mehr als 8000 verschiedene Produkte anbieten, die von über 120.000 zertifizierten Installateuren nahtlos kombiniert werden können. Das ist keine geringe Leistung. In den letzten 35 Jahren sind verschiedene vielversprechende Initiativen zur Haus- und Gebäudesystemtechnik gekommen und gegangen, aber KNX hat nicht nur überlebt, sondern ist zu einem allgegenwärtigen System für die Steuerung von Beleuchtung, Heizung, Lüftung, Klimaanlagen, Beschattung, Sicherheitssystemen, Energiemanagement und mehr geworden.
Im ersten Teil unserer Artikelserie #KNXis35 legen wir den Grundstein, indem wir die optimistischen Anfänge und die wichtigsten Errungenschaften von KNX bis heute betrachten.
Die Anfänge
1990 gründete eine kleine Anzahl europäischer Elektrohersteller, darunter Siemens, Gira, Jung, Merten und Berker, die European Installation Bus Association (EIBA), um einen einheitlichen Standard für die Gebäudeautomation mit Bustechnologie zu schaffen. Aus dieser Initiative heraus wurde das EIB-Protokoll entwickelt, und 1992 wurden die ersten EIB-Geräte zertifiziert.

Diese Hersteller erkannten, dass jedes Unternehmen mit seinem eigenen proprietären System den Markt fragmentieren würde, während sie durch die Zusammenarbeit und die Schaffung eines gemeinsamen Standards den Menschen eine viel größere Auswahl und bessere Gesamtlösungen bieten konnten, wodurch eine Anbieterbindung verhindert und der Kuchen für alle größer wurde. Diese gemeinsame Anstrengung war der Beginn der KNX Geschichte.

Tatsächlich gab es vor KNX mehrere konkurrierende Protokolle für die Gebäudesteuerung, darunter EIB, BatiBUS und EHS (European Home Systems protocol). Die Organisationen, die hinter diesen Protokollen standen, schlossen sich im Mai 1999 zur Konnex Association zusammen, die dann in KNX Association abgekürzt wurde.

Grundsätze
Ziel des Zusammenschlusses war es, einen einzigen, einheitlichen Standard zu schaffen, der die Stärken der drei bestehenden Protokolle nach einigen zukunftsweisenden Prinzipien vereint:
– Interoperabilität und Herstellerunabhängigkeit – alle KNX-zertifizierten Produkte funktionieren garantiert miteinander, und die Spezifikation wird nicht von einem einzigen Unternehmen kontrolliert.
– Offener Standard – KNX ist ein wirklich offener Standard und seine Spezifikationen sind öffentlich zugänglich, was eine breite Akzeptanz, Innovation und langfristige Stabilität fördert.
– Dezentrale Intelligenz (verteiltes System) – KNX verlässt sich nicht auf einen zentralen Controller, sondern auf die Intelligenz, die in jedem an den Bus angeschlossenen KNX Gerät enthalten ist. Das bedeutet, dass bei einem Ausfall eines Gerätes der Rest des Systems weiter funktioniert.
– Rückwärtskompatibilität – alle neuen KNX Produkte sind rückwärtskompatibel mit älteren Installationen, wodurch die Investitionen der Gebäudeeigentümer geschützt werden und eine einfache Aufrüstung und Erweiterung bestehender Systeme, unabhängig von ihrem Alter, möglich ist.
– Flexibilität und Skalierbarkeit – KNX wird für ein breites Spektrum von Anwendungen eingesetzt, von kleinen Wohnhäusern bis hin zu großen Geschäftskomplexen wie Büros, Hotels, Flughäfen, Krankenhäusern usw. Das System kann leicht erweitert oder neu konfiguriert werden, ohne dass größere Neuverkabelungen erforderlich sind, wenn sich die Anforderungen ändern.
– Zuverlässigkeit und Robustheit – Strenge Prüf- und Zertifizierungsverfahren für alle KNX Produkte gewährleisten eine hohe Qualität und einen zuverlässigen Betrieb. In der Tat gibt es Systeme, die vor Jahrzehnten installiert wurden und immer noch perfekt funktionieren.
– Energieeffizienz – durch die Automatisierung und Optimierung von Funktionen wie Beleuchtung, Heizung, Klimatisierung, Energieerzeugung, -speicherung und -verbrauch auf der Grundlage von Belegung, Tageszeit, Temperatur, Energietarifen usw. hilft KNX, erhebliche Energie- und Kosteneinsparungen zu erzielen.
– Ein einziges Softwaretool – das herstellerunabhängige Engineering Software Tool (ETS) – rationalisiert die Planung, Konfiguration und Inbetriebnahme von KNX Systemen und hält die Dinge einfach.
Diese Prinzipien machen KNX zu einem zukunftssicheren, vielseitigen und zuverlässigen Standard in der Welt der intelligenten Häuser und Gebäude und haben zu seiner weltweiten Verbreitung beigetragen.
Wichtige Meilensteine
Im Folgenden finden Sie eine Liste der wichtigsten Errungenschaften von KNX in den letzten 35 Jahren, die keineswegs vollständig ist:
1990 – Gründung der EIB Association.
1991 – Veröffentlichung der ersten Ausgabe der offenen EIB-Spezifikation.
1992 – das erste EIB-zertifizierte Produkt wird verfügbar (ein Buskoppler).

1993 – erste Version der ETS-Software zur Planung, Konfiguration und Inbetriebnahme von EIB-Anlagen.
1994 – erstes EIB-Schulungszentrum und erstes EIB-Journal.

1996 – Der erste von der EIB zertifizierte Partner, d.h. eine Person, die qualifiziert ist, EIB-Systeme zu spezifizieren und zu installieren. Daraufhin wird die Initiative „Wissenschaftliche Partnerschaft“ ins Leben gerufen, um die Zusammenarbeit mit Institutionen wie Universitäten, Fachhochschulen und Forschungszentren zu fördern.
1997 – Beginn des Konvergenzprozesses zwischen EIB, Batibus und EHA.
1999 – Gründung der Konnex Association, später umbenannt in KNX Association.
2001 – Veröffentlichung der KNX-Spezifikation, die EIB als Kernsystem verwendet und auf Twisted-Pair-Verkabelung (TP) als Übertragungsmedium basiert. In diesem Jahr wird auch die Radiofrequenz (RF) als weiteres Übertragungsmedium eingeführt, was bedeutet, dass nun auch eine drahtlose Kommunikation möglich ist.
2002 – Veröffentlichung der ersten Version der KNX Spezifikation. Dies ist ein wichtiger Meilenstein, der einen einheitlichen technischen Rahmen für die Hersteller schafft.
2003 – KNX wird als europäischer Standard für Haus- und Gebäudeelektronik angenommen (CENELEC EN 50090).
2004 – Einführung der ETS3 und eines weiteren Übertragungsmediums in Form von KNX IP.
2006 – KNX erzielt einen großen Durchbruch, indem es als internationaler Standard (ISO/IEC 14543-3) anerkannt wird.
2007 – KNXnet/IP wird eingeführt, um KNX in größere computergestützte Netzwerke zu integrieren und sich auf die wachsende Bedeutung der IP-Technologie vorzubereiten.

2008 – Die KNX Association gibt ihr Debüt auf der ISE (Integrated Systems Europe) in Amsterdam.

2010 – Einführung der ETS 4 mit verbesserter Benutzerfreundlichkeit. Die KNX Association präsentiert sich erstmals auf der Light + Building in Frankfurt mit der „KNX City“ und anderen Ständen. Über 100 KNX Mitglieder stellen aus. In diesem Jahr findet auch die erste KNX TOP Veranstaltung auf der Light + Building statt, einschließlich der Verleihung der KNX Awards, mit denen herausragende KNX Projekte in der Haus- und Gebäudeautomation ausgezeichnet werden.


2102 – das erste zertifizierte KNX Schulungszentrum in Australien. In diesem Jahr werden auch die ETS Apps für zusätzliche und personalisierte Funktionen eingeführt,
2013 – KNX offiziell in China (GB/Z 20965) als empfohlener empfohlener nationaler Standard für die Haus- und Gebäudesystemtechnik. Außerdem wird der ETS eCampus für webbasierte Schulungen in KNX Grundlagen eingeführt.
2014 – Einführung der ETS5 mit Integration von KNX RF.
2015 – offizielle Einführung von KNX Secure, einschließlich KNX Data Secure und KNX IP Secure.

2019 – KNX IP Secure wird als internationaler Sicherheitsstandard (EN ISO 22510) anerkannt und festigt die Position von KNX als führendes Unternehmen in der sicheren Gebäudeautomation.
2020 – Start der Online-Show KNXperience und Preisverleihung als Reaktion auf die COVID-Pandemie.
2021 – Einführung der ETS6.0, einer wichtigen Version mit neuen Funktionen und Verbesserungen. In diesem Jahr wird auch der KNX Startup Incubator ins Leben gerufen, eine Initiative zur Unterstützung von Unternehmen in der Anfangsphase und zur Förderung von Innovationen, insbesondere im Bereich der KNX IoT Lösungen und AI.
2022 – Der KNX Standard 3.0 wird veröffentlicht und läutet den Start von KNX IoT ein. KNX lässt sich mit aufkommenden Smart-Home-Technologien wie Amazon Alexa, Google Assistant und Apple HomeKit sowie mit KNX IoT integrieren, um die Lücke zwischen traditionellen KNX Installationen und dem breiteren IoT-Ökosystem zu schließen. In diesem Jahr erhält KNX Secure auch die Zertifizierung „Geprüfte Informationssicherheit Smart Home und Gebäude“ vom VDE (Verband der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik).
2023 – Veröffentlichung des KNX IoT Open-Source Stacks und Markteinführung der ersten KNX IoT Geräte. Der KNX IoT Open-Source Stack macht es für Hersteller einfacher und kostengünstiger, IoT-fähige Geräte zu entwickeln, auch wenn sie noch keine Erfahrung mit KNX haben.

Ebenfalls im Jahr 2023 findet der erste KNX Hackathon statt, und Frost & Sullivan verleiht KNX den Global Technology Innovation Leadership Award 2023.

2024 – Veröffentlichung der ETS6.3 – eine wichtige Version, die 27 neue Funktionen enthält, darunter verbesserte Sicherheit, vereinfachte Arbeitsabläufe und Unterstützung für KNX IoT.
Ebenfalls im Jahr 2024 findet auf der Light + Building (L+B) die Auftaktveranstaltung von „Women in KNX“ statt, um Frauen in der Branche zu unterstützen und ihre Zahl zu erhöhen. Auf der L+B werden auch die ersten KNX-to-Matter-Gateways vorgestellt, die die Integration einer noch breiteren Palette intelligenter Technologien in KNX-Installationen ermöglichen.

Im April 2024 wird das KNX NextGen Programm gestartet, um junge Menschen und Arbeitssuchende in den Grundlagen von KNX zu schulen.

Im September 2024 ernennt der KNX Vorstand Jean-Christophe Krieger zum Präsidenten der KNX Association und löst damit Franz Kammerl ab, der dieses Amt seit 11 Jahren innehatte.

2025 – Die KNX Association erklärt ihre Absicht, KI in künftige Entwicklungen einzubeziehen, um die Kundenansprache zu vereinfachen und den technischen Aufwand für Installationen zu verringern.
Das Wachstum der Organisation
Die KNX Association wurde als gemeinnützige Organisation nach belgischem Recht gegründet, um den KNX Standard für Haus- und Gebäudeautomation zu entwickeln und zu fördern. Ihre Aufgabe ist es, KNX als weltweiten Standard für intelligente Haus- und Gebäudelösungen, die sicher, vernetzt und universell einsetzbar sind, bekannt zu machen. Ein wichtiger Teil der Leitung der Vereinigung ist die Generalversammlung, die unter anderem für die Wahl des Präsidenten und des Vizepräsidenten des KNX Executive Board (KEB) verantwortlich ist. Das KEB selbst ist für die allgemeine strategische Ausrichtung und das Management verantwortlich. Es gibt auch einen Technischen Ausschuss, der die Entwicklung und Verbesserung aller KNX Spezifikationen überwacht, sowie Arbeitsgruppen, die sich mit technischen Entwicklungen befassen.

Von Anfang an hat KNX die Bildung von Nationalen Gruppen (offizielle Vertretung von KNX in einem bestimmten Land oder einer Region) und Userclubs (die lokale Vernetzung und Unterstützung bieten) gefördert. Dank der Energie der KNX Association und der weltweiten Begeisterung für die Technologie ist eine wachsende globale Gemeinschaft entstanden, die heute aus 45 nationalen Gruppen und 26 Userclubs besteht.

Wissenschaftliche Gruppen – in der Regel Universitäten, technische Hochschulen und Forschungsinstitute – wurden ebenfalls gegründet und zählen nun über 180. Darüber hinaus gibt es jetzt 500 KNX Schulungszentren in 71 Ländern weltweit, die bisher mehr als 120.000 Personen (KNX Partner) zertifiziert haben.
Fazit
Die zukunftsorientierte, langfristige Ideologie der KNX Association in Verbindung mit den kontinuierlichen technischen Fortschritten und der weltoffenen Einstellung ihrer Mitarbeiter hat für die beeindruckende Akzeptanz und das Wachstum von KNX durch eine begeisterte globale Gemeinschaft gesorgt, deren weltweite Installationen ein Beweis für die Flexibilität, Robustheit, Zuverlässigkeit und Langlebigkeit von KNX sind.
In zukünftigen #KNXis35 Artikeln werden wir einige der wichtigsten Aspekte von KNX sowie einige der unglaublichen KNX Installationen auf der ganzen Welt vorstellen.
Yasmin Hashmi ist die Redakteurin des Magazins KNXtoday.